Erkrankungen und Patientenzahlen
Die folgenden sechs Schaubilder zeigen, wie hoch der prozentuale Anteil an Kindern und Jugendlichen mit speziellen psychischen Störungen und Erkrankungen im Klinikum Bremen-Ost ist.
Depressive Störungen im Kindes- oder Jugendalter sind eine ernst zu nehmende Erkrankung – Schätzungen zufolge ist fast jeder zehnte Jugendliche betroffen. Meist treten sie nur vorübergehend auf; es kann aber im späteren Leben zu weiteren depressiven Phasen kommen, wenn sie nicht behandelt werden. Häufig werden Depressionen als pubertäre Phase fehlgedeutet. Die Folgen können aber schwerwiegend sein wie Schulangst, aggressives Verhalten, Drogenkonsum, Selbstverletzung und Selbsttötungsgedanken. Suizid (Selbsttötung) ist nach Unfällen die zweithäufigste Todesursache im Kindes- und Jugendalter, der überwiegende Teil der Suizide steht im Zusammenhang mit einer Depression.
In diese Gruppe fallen verschiedene Störungen, die hauptsächlich im Kindes- und Jugendalter vorkommen. Dazu zählen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen wie ADHS sowie Störungen des Sozialverhaltens wie erhöhte Aggressivität, notorisches Schulschwänzen und kriminelles Verhalten. Auch emotionale Störungen wie übergroße Ängstlichkeit und Trennungsängste, außerdem Tic-Störungen wie das Tourette-Syndrom sowie Bindungsstörungen werden in diese Kategorie einbezogen.
Ein traumatisches Erlebnis wie eine schwere Krankheit oder der Tod eines Elternteils, Unfall, Flucht, Gewalt oder sexueller Missbrauch kann bei Kindern und Jugendlichen gravierende psychische Reaktionen auslösen. Diese Folgen können akut auftreten wie eine Panikreaktion oder ein psychischer Schock, aber auch längerfristig, etwa in Form einer so genannten posttraumatischen Belastungsstörung. Das Erlebte sucht das Kind bzw. den Jugendlichen immer wieder in plötzlichen Erinnerungsfetzen und Alpträumen heim, verursacht chronische Ängste, Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen und Depressionen. Auch Anpassungsstörungen nach einer Lebensveränderung, etwa nach einer Trennung, einem Trauerfall oder einer Flucht in ein fremdes Land, können solche Reaktionen hervorrufen.
Neurotische Störungen, z.B. Ängste und Zwänge
Jedes Kind durchlebt angstbesetzte Phasen, die sich mit dem Alter verändern. Wenn Ängste jedoch stark und lang anhaltend auftreten und die normale Entwicklung beeinträchtigen, kann es sich um eine behandlungsbedürftige Angststörung handeln, eine der häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Ängste können sehr spezifisch sein, etwa vor Dunkelheit, Monstern, Spritzen oder bestimmten Tieren, an fremden Orten oder in Gruppen mit anderen Kindern bzw. Jugendlichen. Sie können aber auch generalisiert auftreten, d.h. ohne ein besonderes „Angstobjekt“, und sich durch Überängstlichkeit, eine dauerhafte Grundanspannung und Vermeidungsverhalten zeigen. Zu den neurotischen Störungen werden außerdem Zwangsgedanken und -handlungen wie ständiges Händewaschen gezählt.
Studien zufolge besteht bei etwa einem Fünftel aller 11–17-Jährigen in Deutschland ein Verdacht auf eine Essstörung. Mit zunehmendem Alter erhöht sich der Anteil der Mädchen: Bei jedem dritten Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren gibt es Hinweise auf eine Essstörung. Essstörungen treten in verschiedenen Formen auf: als Magersucht (Anorexie) mit stark eingeschränkter Nahrungsaufnahme, übertriebenen sportlichen Aktivitäten und dem Ziel maximalen Gewichtsverlusts, als Ess-/Brechsucht (Bulimie) mit Essattacken, gefolgt von erzwungenem Erbrechen oder auch dem Missbrauch von Abführmitteln, sowie als Übermäßiges Essen (Binge Eating Disorder), der unkontrollierten Nahrungseinnahme zum Abbau innerer Spannungen und Konflikte, die zu Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) führt. Alle Essstörungen werden rasch chronisch und erfordern professionelle kinder- und jugendpsychiatrische Hilfe.
Fast alle Jugendlichen machen zwischen 12 und 17 Jahren erste Erfahrungen mit Alkohol; er ist in der Altersgruppe das erste und populärste Rauschmittel. Auch wenn insgesamt weniger Jugendliche als früher Alkohol trinken, hat das so genannte „Koma-Saufen“ mit Alkoholvergiftungen und Krankenhauseinlieferungen zugenommen. In Deutschland kann man bei rund 10 Prozent der 16–17-Jährigen von Alkoholmissbrauch sprechen, bei 4 Prozent von Abhängigkeit. Unter den illegalen Drogen ist Cannabis am verbreitetsten, über 10 Prozent der 12–17-Jährigen und fast die Hälfte der 18–25-Jährigen haben Erfahrungen damit. Andere illegale Drogen wie Ecstasy, Kokain, Crack, Crystal Meth, Heroin, Schnüffelstoffe oder psychoaktive Pflanzen spielen eine weitaus geringere Rolle, sind aber wegen ihres teils hohen Suchtpotenzials gefährlich. Zunehmende Bedeutung gewinnen Computerspiele und soziale Netzwerke; rund 250.000 User zwischen 14 und 24 Jahren gelten als internetabhängig, die Anzahl an problematischen Nutzern ist noch weitaus höher.